Über die Entschleunigung
Entschleunigung – was ist damit gemeint und wieso ist das überhaupt wichtig?
Eigentlich müsste doch heutzutage vieles leichter sein und weniger Zeit in Anspruch nehmen. Vor der Industrialisierung musste die Wäsche noch mit der Hand gewaschen und das Geschirr per Hand gespült werden. Es gab keine Maschinen, die sämtliche Vorgänge beschleunigten. Das bedeutet doch wir müssten mehr Zeit und Energie haben oder?
Aber wie kommt es dann, dass immer mehr Menschen sich nach mehr Zeit und weniger Stress sehnen?
Wir halsen uns immer mehr auf. Nicht nur im beruflichen Kontext werden die Anforderungen größer, sondern auch die Freizeit kann in Stress ausarten. Die Angst etwas zu verpassen, kann hier eine große Rolle spielen. Immer schneller, höher, weiter – einfach mehr ist das Motto unserer heutigen Zeit. Ständig abgehetzt und gestresst zu sein, macht auf Dauer jedoch krank. Von einfachen Muskelverspannungen bis hin zum Burnout kann alles an Symptomen dabei sein.
Entschleunigung kann hier als wirksame Methode der Stressbewältigung gesehen und angewendet werden. Anders, als der Begriff Entschleunigung vermuten lassen könnte, geht es dabei nicht um das zwangsläufige Verlangsamen bestimmter Abläufe, sondern vielmehr um das Erreichen angemessener Geschwindigkeiten, ein Bewusstsein für Abläufe des Alltags zu wecken und diese dahingehend zu überprüfen, ob sie einem guttun.
Wie kann Entschleunigung aussehen?
Da es sehr individuell ist, was einem Menschen guttut, kann auch die Entschleunigung sehr individuell aussehen. Beispiele können jedoch sein:
· Achtsamkeit
Sie ist wohl einer der wichtigsten Faktoren, um bewusst zu entschleunigen. Es geht darum in das Hier und Jetzt zu kommen und mit allen Sinnen wahrzunehmen. So lernen wir wieder der eigenen Körperwahrnehmung mehr Achtung zu schenken und können durch das bewusste Wahrnehmen die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, um den Kopf wieder frei zu bekommen.
Wie fühlt sich die Sonne in meinem Gesicht an oder der Wind, der durch meine Haare weht?
Welche Gerüche nehme ich in meiner Umgebung wahr?
Was höre ich um mich herum?
Wonach schmeckt mein Essen?
Achtsamkeit lässt sich leicht in den Alltag integrieren und ist dabei so effektiv.
· Selbstmanagement
Stress entsteht häufig, weil unsere Tage vollgepackt mit To-Dos sind und wir zu wenig Zeit für die einzelnen Dinge einplanen. Die Zeitfenster dürfen hier ruhig großzügiger mit einem gewissen Puffer angesetzt und ggf. ein Punkt weniger auf die Liste gesetzt werden, denn es kann immer etwas dazwischenkommen. Zudem fühlen wir uns am Ende des Tages zufriedener, weil wir alle Dinge der Liste erledigen konnten, anstatt sie immer auf die nächsten Tage schieben zu müssen, obwohl sie dort nicht eingeplant waren.
Ebenso ist es wichtig Zeitfresser zu erkennen und diese zu meiden. Mal eben schnell 10min Social Media checken oder lieber 10min an die frische Luft, tief durchatmen und Zeit für die bewusste Entschleunigung nehmen?
· Detox
Mit Detox kann sowohl ein bewussterer Umgang mit Nahrungsmitteln gemeint sein, als auch digital detox.
In der Ernährung kann es entschleunigend wirken sich bewusst das Essen zuzubereiten und anschließend zu essen. Hier spielt die Gegenbewegung zum Fast Food eine Rolle, nämlich Slow Food.
Beim digital detox geht es darum auf technische Geräte, wie das Smartphone zu verzichten. Die ständige Erreichbarkeit sorgt bei vielen für Stress. Hier können beispielsweise Zeiten eingeplant werden, in denen das Smartphone einfach mal abgestellt wird.
· Meditation
Das Meditieren wird von uns Menschen seit Jahrhunderten praktiziert. Es geht darum Gedanken loslassen zu können und sich auf sich selbst zu fokussieren, um zu mehr Gelassenheit zu kommen. Das Meditieren hebt nicht nur unsere Stimmung, sondern verbessert auch unseren Umgang mit Emotionen und erhöht unsere Konzentrationsfähigkeit.
Geführte Meditationen können Anfänger*innen dabei helfen den Einstieg zu finden.
· Bewegung
Bewegung klingt erstmal nicht sonderlich entschleunigend. Sie ist jedoch ein wichtiges Instrument für die Stressbewältigung, da sie dabei hilft Stresshormone im Körper abzubauen.
Damit ist jedoch nicht das hektische von einem Termin zum Nächsten Gerenne gemeint, sondern vielmehr beispielsweise Ausdauersportarten. Auch ein achtsamer Spaziergang durch die Natur kann hilfreich sein.
Handlungsmuster zu durchbrechen und seinen eigenen Galopp des Lebens in Frage zu stellen kann jedoch herausfordernd sein. Ein geführter Prozess kann hier nützlich sein, um einen Überblick zu erhalten und einen Raum zu bekommen, in dem man sich neu sortieren kann. Sei hier sanft zu dir und zögere nicht in dich zu investieren und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch das ist bereits ein erster Schritt zur Entschleunigung.
Finde deine Ruhe im Galopp des Lebens